PVC-Banner mit Geschichte
Von der EinheitsEXPO 2021 in Halle/Saale haben wir 1,27 Tonnen PVC vor der Entsorgung gerettet und an acht Initiativen verteilt. Bei der Materialmission in Kooperation mit der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und der Fairnet GmbH haben wir ein CO2-Äquivalent von 6.290,6 Kilogramm vermieden und 51.143.200 Liter Wasser gespart. Wie wir das ausrechnen und welchen positiven Impact so eine Materialmission noch hat, lest Ihr in dieser Glory Story.
Wir wollen kein Ende finden
Jede Materialmission beginnt mit einem Ende: Veranstalter*innen, Messen und Co. stehen vor einem riesigen Materialberg; die oft nur wenige Tage verwendeten Stände, Bühnen, Aufsteller werden entsorgt und Materialien nach nur einer einzigen Verwendung direkt zu Abfall.
Wir arbeiten eng mit Veranstalter*innen und Organisationen zusammen, um dieses Problem zu lösen. So auch mit der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt zur EinheitsEXPO 2021: Insgesamt 88 Steelen standen in der Woche zum Tag der Deutschen Einheit 2021 in Halle/Saale verteilt – eine begehbare deutsche Einheitsgeschichte. Auf bedruckten PVC-Bannern wurden die Bundesländer, die Geschichte der Trennung und Wiedervereinigung Deutschlands und Themen wie Bildung, Kultur und Sport ausgestellt. Nach nur einer Woche sind diese Banner aber nahezu wertlos – oder nicht?
Upcycling und Wiederverwendung von PVC
PVC oder Polyvinylchlorid ist einer der weitverbreitetsten Kunststoffe in Europa. Bis 1989 wurde das Material fast ausschließlich deponiert, seitdem wird es auch verbrannt. Dabei ist PVC eigentlich sehr langlebig und seine Mehrfachnutzung unbedingt empfohlen.
Für die Herstellung von 1 m2 PVC-Banner werden 20 m3 Wasser benötigt. Die meisten Banner sind aus unterschiedlichen Materialien konstruiert – so wird PET-Textil eingenäht und manchmal mehrere verschiedene PVC-Beschichtungen aufgetragen. Das macht solche Banner schwer recycelbar.
Es gibt mittlerweile Prozesse, um PVC zu recyceln, dabei gehen aber verschiedene positive Eigenschaften nach und nach verloren, nämlich UV-Beständigkeit, Stabilität oder die wasserabweisende Wirkung.
Der ökologische Impact der Weitergabe
Unserer Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und der zuständigen Eventagentur Fairnet hatte nicht nur einen positiven ökologischen Impact – durch die bedarfsorientierte Vermittlung der Restmaterialien haben acht Projekte Unterstützung erhalten, die alte Materialien neu verwenden können.
Die Zukunft der PVC-Banner
Unserer Zusammenarbeit mit der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt und der zuständigen Eventagentur Fairnet hatte nicht nur einen positiven ökologischen Impact – durch die bedarfsorientierte Vermittlung der Restmaterialien haben acht Projekte Unterstützung erhalten, die alte Materialien neu verwenden können.
Die von uns abgebauten 1.278,58 kg PVC-Banner gingen an die Solidarischen Landwirtschaften Kola Leipzig eG und Kleine Feldwirtschaft Landsberg, die Kinderstadt Halle 2022, die Halleschen Behindertenwerkstätten e.V., den Freiimfeld e.V., das Eigenbaukombinat, die Station Endlos und den Kulturverein Blendwerk e.V.
Kinderstadt Halle 2022
Seit 2002 öffnet die Kinderstadt Halle alle zwei Jahre ihre Tore. Auch 2022 haben Kinder zwischen 7 und 14 Jahren wieder die Möglichkeit, bekannte und unbekannte Berufsfelder zu erproben, eigene Projekte zu entwickeln und ihre Stadt mal selbst zu gestalten.
Aus den PVC-Bannern sollen Wände und Überdachungen entstehen – die Kinderstadt ist nämlich ein Outdoor-Event.
Hallesche Behindertenwerkstätten e.V.
Der gemeinnützige Verein gibt Menschen mit Behinderung seit 1990 einen sinnvollen Platz im Arbeitsleben und vielen auch ein Zuhause. Die Halleschen Behindertenwerkstätten betreiben verschiedene Werkstätten für Metall-, Holz- und Näharbeiten, KFZ-Pflege, Gastronomie und vieles mehr.
Die PVC-Banner kommen beim jährlichen Wintermarkt für den Bau der Stände zum Einsatz. Außerdem gibt es Überlegungen, das Material zu Laptoptaschen weiterzuverarbeiten.
Eigenbaukombinat
So außergewöhnlich wie der Ort, ist auch der Plan für die Verwertung der gespendeten PVC-Banner: Sie sollen so zusammengebügelt werden, dass sie große aufblasbare Luftkissen bilden.
Im Konglomerat offener Werkstätten können alle Mitglieder die Räume, Maschinen und Werkzeuge gleichberechtigt nutzen. Nicht nur eine klassische Werkstatt, auch eine Dunkelkammer, eine Schmiede, ein Kino, ein Hackerspace, eine Küche und ein Garten gehören zum Eigenbaukombinat. Die Luftkissen dienen übrigens der Sicherheit bei Fahrradstunts. Wir sind gespannt!
Bauspielplatz Freiimfelde e.V.
Bei Freiimfelde in Halle lernen Kinder und Jugendliche, wie sie ihre Fahrräder selbst reparieren. Die Bannerspende kommt genau richtig: Die Werkstatt soll auf den Außenbereich erweitert werden und aus den Bannern wird eine Überdachung gebaut. Die Werkstatt gehört zum Bürgerpark FreiFeld, einer 6.000 m2 großen Industriebrache mit Bolzplatz, Skateplatz, Bauspielplatz, Apothekergarten und eben einer Radwerkstatt.
Kulturverein Blendwerk e.V.
Der Blendwerk e. V. ist ein Raum für gesellschaftlichen und kulturellen Austausch und Ideen-Sharing. In den gerade erst bezogenen Räumen des Vereins finden die Banner bei Sportveranstaltungen, Länder- und Filmabenden, Workshops oder in der Werkstatt vielseitig Verwendung, zum Beispiel als Leinwände für Graffiti-Künstler*innen oder als Kinoleinwände.
Station Endlos
Die Station Endlos ist seit acht Jahren einer der wichtigsten Orte für progressive Subkultur in Halle. Nachdem die Betreiber*innen das alte Gelände 2017 aufgeben mussten, entstehen auf dem neuen Areal in der Nähe des Bahnhofs ein Club, Proberäume, Ateliers und Werkstätten.
Das Kollektiv baut auch Bühnen für unkommerzielle, elektronische Musikfestivals. Die Banner werden dort und vor Ort als flexible Überdachungsmöglichkeit und Regenschutz für die Technik verwendet.
Kleine Feldwirtschaft Landsberg
In einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLawi) tragen private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs. Für ihre Beteiligung erhalten sie Ernteerträge. Die Kleine Feldwirtschaft bewirtschaftet in Landsberg 2 Hektar Ackerland mit ökologischem Gemüse.
Die PVC-Banner dienen als Windschutz für Pflanzen und werden auch zum Bau von Infoständen verwendet.
KoLa Leipzig
Auch die Genossenschaft KoLa, die in Taucha bei Leipzig 35 ha Land bewirtschaftet, ist eine SoLawi – und eins der größten solidarischen Landwirtschaftsprojekte Europas. Bis zu 1.500 Haushalte werden wöchentlich mit frischem, regional und fair produziertem Bio-Gemüse (und bald auch Obst) versorgt.
Die PVC-Banner werden zur Abschattung und als Windschutz für die Nutzpflanzen der KoLa verwendet.
Materialkreisläufe etablieren
Die Bereitschaft von Unternehmen verantwortungsbewusster mit Rohstoffen umzugehen, ist ein notwendiger Schritt zur Eindämmung des Klimawandels. Unsere Materialmissionen sind konkrete Beispiele dafür, wie die Eventbranche nachhaltiger gestaltet werden kann. Jede*r Kooperationspartner*in von TRASH GALORE erhält einen ausführlichen CSR-Report (Corporate Social Responsibility Report), der transparent macht, welche positiven Effekte unsere Kooperation bewirkt.
Initiativen und Vereine müssen kreativ mit ihren Ressourcen umgehen. Da sie Projekte unter oft prekären Bedingungen realisieren, schaffen Materialspenden neue Möglichkeiten. Kultur- und Kreativschaffende und in zivilgesellschaftlichen Projekten engagierte Menschen machen aus der Not eine Tugend und zeigen so auch den Big Playern, wie ökologische und soziale Verantwortung aussehen kann.