Circularity Gap – globale Kennzahl für materielle Nachhaltigkeit

2017 machte sich die niederländische Non-Profit Organisation Circle Economy daran, einen Messwert für Zirkularität zu erstellen. Dieser sollte weltweite und gesamtwirtschaftliche Entwicklungen abbilden. 2018 erschien der erste Bericht und auch 2023 ist wieder ein Circularity Gap Report (CGR) veröffentlicht worden. Warum dieser so wichtig ist, wie genau die Organisation die Zirkularität misst und was wir daraus lernen können, erfahrt ihr hier.

Wie misst man Zirkularität?

Zirkularität auf einem globalen Level zu messen, ist ein komplexes Unterfangen. Zunächst einmal benötigt man viele Daten aus verschiedenen Industrien, Ländern und Regionen auf der ganzen Welt. Je mehr Daten, desto umfassender ist der Überblick. Wichtig ist auch zu wissen, mit welchen Faktoren und Einheiten man die Zirkularität von Materialien messen will. 

Der methodische Rahmen für den Circularity Gap Report wurde größtenteils in einem Projekt der Europäischen Union namens DESIRE gesetzt. Das Projekt sollte akkurat beschreiben, wie ökonomische Aktivitäten miteinander und mit der Umwelt zusammenhängen. Daten aus über 43 Nationen, zu mehr als 200 Produkten und 164 Industriezweigen wurden über eine elfjährige Zeitspanne (2000-2011) gesammelt. Die Tabelle teilte diese in 39 Ressourcen- und 66 Emissionskategorien ein und verwendete sehr unterschiedliche Maßeinheiten, wie Tonnen, Energie oder Geld. Aufgrund dieser Daten konnte Circular Economy eine eigene Metrik erstellen und schließlich in einem einzigen Wert abbilden: die globale Zirkularität (global circularity).

Ein schrumpfender Wert und was er uns verrät

Seit der ersten Messung 2018 ist die globale Zirkularität gesunken. Lag sie 2018 noch bei 9,1%, liegt sie heute nur noch bei 7,2%. Das heißt, dass aktuell 92,8% aller Produkte und Materialien nicht zirkulär sind. Wir schaffen es weltweit nicht nur seltener, Materialien in den Kreislauf zurückzuführen (produzieren also immer mehr Müll), wir ziehen auch immer mehr Rohstoffe für die Herstellung aus der Umwelt (die sogenannte virgin extraction). 

Doch was verrät uns dieser Wert? Dazu lohnt es, ihn ins Verhältnis zu anderen Werten zu setzen. In den letzten 50 Jahren hat sich die weltweite Population verdoppelt – die Rohstoffentnahme hat sich dabei aber verdreifacht. Der Pro-Kopf-Verbrauch ist also gestiegen.

Der Großteil der Rohstoffförderung ist auf die Wirtschaften der reichsten Länder der Welt zurückzuführen: Nur acht Länder – Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, Großbritannien, die USA, Kanada und Russland – sind verantwortlich für 85% der Treibhausgasemissionen. Dabei sind diese Länder nicht jene mit den größten Populationen – hier ist also der Pro-Kopf-Verbrauch um ein Vielfaches höher als beispielsweise in den Ländern des globalen Südens.

Fokus des Reports 2023: lokale Lösungen für ein globales Problem

Wenn nur acht Nationen für 85% der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, dann haben sie eine größere Verantwortung, wenn es um die Verbesserung der globalen Zirkularität geht. In jedem Fall stehen sie vor anderen Herausforderungen als Länder, die zwar eine geringere soziale Gerechtigkeit aufweisen, aber in Sachen Umwelt einen weniger starken negativen Impact haben.

Der CGR 2023 teilt die Länder der Welt in drei unterschiedliche Kategorien:

  • BUILD: Diese Länder stecken mitten in einer ökonomischen Entwicklung und sind dabei, ein stabiles Wirtschaftssystem aufzubauen. Ihr ökologischer Fußabdruck ist der geringste. In diesen Ländern besteht die Chance, zirkuläre Praktiken von Anfang an zu implementieren, es fehlt aber oft an entsprechenden Investitionen und Erfahrungswerten.

  • GROW: In diesen Ländern blüht die Wirtschaft. Die Nationen exportieren viel, Unternehmen investieren und der Wohlstand steigt. Gleichzeitig herrscht häufig eine soziale Ungerechtigkeit und politische Instabilität. Der Verbrauch von Ressourcen ist hier am stärksten gestiegen, liegt aber dennoch weit unter dem der wohlhabendsten Länder. Hier ist eine sofortige, politisch verankerte Umsetzung nachhaltiger Praktiken vonnöten, um die wachsende Wirtschaft und Population in eine grüne Zukunft zu führen.

  • SHIFT: Die SHIFT Länder sind die Länder mit einer sehr gut funktionierenden Wirtschaft, dem größten Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit. Sie sind aber auch die Länder, die am meisten verbrauchen, am meisten Energie benötigen und Umwelt und Menschen ausbeuten - und das meist seit Jahrhunderten.

Ohne Reduktion, Regeneration und Redistribution ist die zirkuläre Ökonomie nur ein leeres Versprechen.
— CGR 2023

Auch TRASH GALORE arbeitet in einem SHIFT-Land. Wir sehen uns daher in der Verantwortung, die wirtschaftlichen Praktiken zu ändern: Wir müssen unseren negativen Klimaauswirkungen umfassend entgegentreten und die bewusste Nutzung von Ressourcen als Basis unseres Handelns sehen. Die SHIFT-Länder müssen sich darauf fokussieren, die Rohstoffentnahme zu reduzieren, mehr wiederzuverwenden und weniger zu verbrauchen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern. Doch wie können wir das machen?

Wir müssen uns fragen: Brauchen wir dieses Material/Produkt wirklich? Wie können wir es nach seiner Nutzung erhalten? Wer braucht es, wenn wir es nicht mehr brauchen?

TRASH GALORE bietet eine spezifische Lösung für den Veranstaltungssektor an, durch die Müll zu einem zirkulären Produkt wird und sich dadurch ganz direkt auf die globale Zirkularität auswirkt. 

Zirkularität ist mehr als ein Kreislauf

Die zirkuläre Wirtschaft hat mehrere Zielsetzungen: Materialien weiterverwenden, ihren Wert möglichst erhalten und dabei weniger Materialien aus dem Kreislauf ziehen (ergo zu Müll werden lassen). Die zirkuläre Metrik von Circle Economy misst allerdings nur massenbasierte Materialkreisläufe, also welche Materialien nach ihrer Nutzung erneut in die Wirtschaft eingespeist werden – die Zusammensetzung, der Wert und die Qualität der Materialien werden dabei nicht gemessen und berücksichtigt. Insofern hat auch der globale Zirkularitätsindex seine Grenzen, auf die Circle Economy selbst hinweist.

Wir müssen uns zukünftig also auch damit auseinandersetzen, wie wir Dinge länger erhalten und insgesamt weniger verwenden. Der Rahmen, den der Circularity Gap Report schafft, ist nur ein Ausgangspunkt für nötige Entwicklungen, die unsere Wirtschaft machen muss, um den Planeten und seine Menschen in eine grüne Zukunft zu führen.

Die soziale Dimension: Ein Planet und seine Menschen

Eine wichtige Anmerkung des CGR: Das Wohlbefinden der Umwelt und eine klimagerechte Wirtschaft können nicht ohne soziale Gerechtigkeit und das Wohlbefinden innerhalb der Gesellschaft gedacht werden. Tatsächlich, so heißt es im Report, würden zahlreiche nationale Beispiele zeigen, dass ein Anstieg im Materialverbrauch (also eine wachsende Wirtschaft) mit einer messbaren Reduktion von Indikatoren des Wohlbefindens einhergeht – dazu gehören Lebenserwartung, Ernährung, Qualität der Demokratie, Gleichheit, Bildung, Zugang zu Energie und soziale Unterstützung unter anderen.

Insofern legt der Report nicht nur den Fokus auf eine Kennzahl – die globale Zirkularität von aktuell 7,2% – sondern stellt Mensch und Planet gleichermaßen in den Fokus und betont, dass eine zirkuläre Ökonomie soziale Zirkularität miteinschließt.

TRASH GALORE sieht sich ganz klar in der Umsetzung dieser Idee: Mit unseren Materialvermittlungen sorgen wir nämlich nicht nur dafür, dass Materialien im Kreislauf bleiben; durch die Vermittlung an kulturelle und soziale Initiativen leisten wir auch ganz direkt einen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit, der für die globale Zirkularität so wichtigen Redistribution und bieten eine praktische lokalen Lösung für ein globales Problem.

Hier findet Ihr den Global Circularity Report 2023 zum kostenlosen Download.

Ihr habt Interesse an einer Zusammenarbeit mit uns? Kontaktiert uns!

Zurück
Zurück

Mit SENEC auf dem Weg zum zirkulären Messestand

Weiter
Weiter

Einigkeit & Recht auf Müllvermeidung